26.01.2024

Studie: Nachhaltigkeit wird zur Wettbewerbsfrage in der Ernährungsindustrie

Eine aktuelle Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in Zusammenarbeit mit RSM Ebner Stolz wirft einen eingehenden Blick auf die Treiber, Chancen und Hindernisse für Nachhaltigkeit in der Ernährungsindustrie. Sie wurde im Rahmen der Grünen Woche vorgestellt.

Die gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsziele sind gesetzt, die europäische und nationale Politik haben eine Vielzahl an Regularien auf den Weg gebracht, diese zu erreichen, wobei die meisten erst in den kommenden Jahren abschließend ausgestaltet und in der Praxis umgesetzt werden müssen. Für die Unternehmen der Ernährungsindustrie bedeutet dies, dass viele neue Regeln gleichzeitig umzusetzen sind, wobei manche neue Vorgabe binnen kurzer Zeit durch weitere Ausgestaltungen wieder geändert wird. Der Weg zur Transformation sei schwer durchschaubar und drohe ohne langfristigen politischen Rahmen gerade für den Mittelstand ein Risiko zu werden, so die Studie.

Der Transformationsdruck von innen und außen war noch nie so groß wie heute in der Ernährungsindustrie. Nachhaltigkeit ist in jedem Unternehmen angekommen, 60 Prozent haben eine Nachhaltigkeitsstrategie, ob allen Unternehmen die Transformation gelingt, sei offen. Gerade der Mittelstand sei von zu vielen ungewissen Regularien gleichzeitig und zu hohen Investitionen und Ressourcenaufwand überfordert. Deshalb wird in Zukunft der strategische Fokus besonders auf Priorisierung von nachhaltigen Investitionsvorhaben gelegt, so das Ergebnis der Studie. Diese werden derzeit von vielen Branchenunternehmen in ihrer Planbarkeit und Rentabilität hinterfragt. Die Hälfte der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer gibt auch an, nicht genügend Ressourcen oder Know-how im Unternehmen zu besitzen, um ihr eigenes Unternehmen nachhaltig umzubauen. Wenn auch alle mehr Nachhaltigkeit fordern, so bleibt die Mehrzahlungsbereitschaft beim Handel und beim Verbraucher begrenzt; mehr Nachhaltigkeit geht damit zulasten der Unternehmensgewinne. Das treibe besonders den Mittelstand an die Belastungsgrenzen, so die Studie: Nachhaltigkeit ist damit ein Wettbewerbsthema geworden.

„Mehr Nachhaltigkeit funktioniert nur unter gleichen Wettbewerbsbedingungen in der EU und diese müssen mittelstandstauglich sein. Es braucht einen funktionierenden Markt, damit die notwendigen Gewinne zur Finanzierung von Nachhaltigkeitsleistungen erwirtschaftet werden können. Höhere Nachhaltigkeitsstandards, die nur noch von wenigen Unternehmen erfüllt werden können, sind nicht nachhaltig. Die notwendigen Veränderungen für mehr Nachhaltigkeit können nur mit einer starken Wirtschaft gelingen, dafür braucht es Planungssicherheit, Investitionsanreize und Kostenentlastungen bspw. bei Bürokratie, Berichts- und Auditpflichten, damit die Mehrkosten für Nachhaltigkeit getragen werden können. Wir leisten der Umwelt und dem Klima einen Bärendienst, wenn Produktionen wegen geringerer Kosten in Länder mit niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards verlegt werden. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen dürfen mit neuen Anforderungen und Gesetzen nicht überfordert werden“, erklärt Stefanie Sabet, BVE-Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler Büros.

Dr. Jens Petersen, Partner der RSM Ebner Stolz Management Consultants, ergänzt: „Die Studie belegt große Unsicherheit, Investitions-Zurückhaltung und heute schon absehbare Engpässe in wichtigen, nachhaltigeren Rohwaren und Verpackungsmaterialien. Eine Reihe der Studienteilnehmer fordert Hilfen durch Politik und Einzelhandel, um die eigene Planungssicherheit zu erhöhen und einen Teil der erheblichen Nachhaltigkeits-Mehrkosten auffangen zu können. Bis dahin müssen aber alle Unternehmen der Ernährungsbranche rasche individuelle Lösungen finden.“ Die Studie kann hier herunterladen werden.
Studie: Nachhaltigkeit wird zur Wettbewerbsfrage in der Ernährungsindustrie
Foto/Grafik: BVE-Sandra Ritschel
„Mehr Nachhaltigkeit funktioniert nur unter gleichen Wettbewerbsbedingungen in der EU und diese müssen mittelstandstauglich sein“, fordert BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet.
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