NOVA klassifiziert Lebensmittel nach dem Verarbeitungsgrad. Kartoffelchips zählen wie etwa Wurstwaren, Tiefkühlpizza, Tütensuppen und Softdrinks zur höchsten der vier Kategorien.
Foto/Grafik: Lebensmittelverband
„Die NOVA-Klassifikation führt in die Irre“: Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff.
Der Lebensmittelverband Deutschland widerspricht der aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal The Lancet, die sogenannte hochverarbeitete Lebensmittel (Englisch: Ultra-processed food – UPF) als zentrale Bedrohung der öffentlichen Gesundheit einstuft. "Die im Beitrag genutzte NOVA-Klassifizierung und die daraus abgeleiteten gesundheitlichen und politischen Schlussfolgerungen sind wissenschaftlich nicht belegt und verkennen die Bedeutung moderner Lebensmittelverarbeitung für Sicherheit, Qualität, Innovation und gesellschaftliche Teilhabe", kritisiert der Lebensmittelverband.
„Verarbeitung ist kein Gesundheitsrisiko“
Lebensmittelverarbeitung sei seit jeher ein zentraler Bestandteil menschlicher Ernährung. Verarbeitung sorge für Haltbarkeit, Sicherheit, Hygiene, Nährwertstabilität und Vielfalt – und damit für die verlässliche Verfügbarkeit von Lebensmitteln für alle Bevölkerungsgruppen, betont der Verband. Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff: "Der Verarbeitungsgrad sagt nichts über die gesundheitliche Qualität eines Produkts aus. Die NOVA-Klassifikation führt in die Irre und trägt nicht zu einem besseren Verständnis gesunder Ernährung bei."
Innovationen der Lebensmitteltechnologie eröffnen Chancen
Die Lebensmittelwirtschaft arbeitet seit Jahren daran, Produkte schrittweise an die sich ändernden Verbraucherwünsche anzupassen - sei es durch Salz-, Zucker- und/oder Fettreduktion, durch Optimierung der Mikronährstoffzusammensetzung oder durch sensorische Innovationen. Minhoff betont zudem: "Wir müssen gesellschaftliche Realitäten berücksichtigen, statt einfache Feindbilder zu bedienen. Für viele Menschen sind verarbeitete Lebensmittel eine wichtige Alltagserleichterung, ermöglichen Teilhabe, Zeitersparnis und bezahlbare Ernährung."
The Lancet: "Ernstzunehmendes globales Gesundheitsproblem"
In einer Serie von drei Artikeln im Fachmagazin The Lancet warnen 43 Expert:innen davor, dass der Konsum von ultra processed food ein ernstzunehmendes globales Gesundheitsproblem darstelle. Laut der Autor:innen stehen hochverarbeitete Lebensmittel im Zusammenhang mit zahlreichen chronischen Krankheiten: Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression etc. Mögliche schädliche Mechanismen sind demnach nicht nur ein hoher Gehalt an Zucker, Fett und Salz, sondern auch ein übermäßiger Einsatz von Zusatzstoffen und sogar bedenkliche Substanzen, die aus Verpackungen stammen könnten. Für ihre Analyse haben die Autor:innen insgesamt 104 Langzeitstudien ausgewertet.