26.09.2025
Kabeljau: ICES schlägt Null-Quote für Nordsee vor

Foto/Grafik: FischMagazin
Die Empfehlung einer Null-Quote für Kabeljau sorgt für zum Teil heftige Kritik. Der Schottische Verband der Weißfisch-Produzenten nannte den Vorschlag „verrückt“.
Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat empfohlen, die Fischerei auf Kabeljau in der Nordsee 2026 um mindestens 65 Prozent zu reduzieren, auch eine Null-Quote ist im Gespräch, meldet das Portal IntraFish.
Der ICES hat am Dienstag (23.09.) gleich zwei unterschiedliche Quotenempfehlungen ausgegeben. Im dritten Jahr in Folge schlägt die Organisation zum einen eine Quote vor, bei der der Nordsee-Kabeljau in drei Bestände unterteilt wird, und zum anderen eine weitere, die den dortigen Kabeljau als einen Bestand begreift. Denn der Kabeljau in der Nordsee laicht in drei unterschiedlichen Gebieten: im Nordwesten, im Süden und im Nordosten, dem "Viking". Da sich die Unterbestände jedoch, vom Laichen abgesehen, mischen und auch gemeinsam befischt werden, könne man alternativ auch von einem Bestand sprechen. "Es ist eine Herausforderung, wie der am schlimmsten betroffene Bestand, nämlich der Kabeljau in der südlichen Nordsee, berücksichtigt werden soll", teilt Norwegens Institut für Meeresforschung (IMR) in einer Erklärung zu den ICES-Empfehlungen mit. Werden die drei Sub-Bestände als ein Bestand betrachtet bei Berücksichtigung des Maximal nachhaltigen Ertrags (MSY) und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, dürfte es 2026 keine Kabeljau-Fischerei in der Nordsee geben, meint der ICES.
"Wäre Ende der Fangflotte"
Wird der Vorsorgeansatz jedoch nur bei dem schwächeren Bestand im Süden angewendet, würde der ICES-Vorschlag eine Quote von 8.670 t für den nordwestlichen Bestand, 3.610 t für den "Viking"-Bestand und eine Null-Quote für den Bestand im Süden vorsehen, insgesamt also 12.280 t. "Da die drei Unter-Bestände sich jedoch mischen und gemeinsam befischt werden, würde dies das Risiko erhöhen, dass der südliche Bestand unterhalb der Vorsorgegrenze bleibt", sagen die Wissenschaftler. Beide Empfehlungen würden aber zu einer geringeren Quote führen als im laufenden Jahr. Denn die Gesamtfangquote für Nordsee, Skagerrak, die Gewässer westlich von Schottland und den östlichen Ärmelkanal belief sich 2025 auf 25.028 t. Die ICES-Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Fänge einschließlich der Discards auf etwa 34.717 t belaufen. Eine Gesamt-TAC für 2026 von 12.280 t entspräche einer Reduzierung um 65 Prozent. Die Shetländische Fischervereinigung (SFA) reagierte auf den Vorschlag einer Null-Quote – "das wäre das Ende der Fangflotte" – mit der Forderung, die 2026er Quote auf dem Niveau von 2025 festzulegen. Mike Park vom Schottischen Verband der Weißfisch-Produzenten bezeichnet den Verzicht auf jede Quote als "den verrückten Vorschlag einer Organisation, die schnell an Glaubwürdigkeit verliert", denn: "Bei den gemischten Fischereien, in denen unsere Schiffe operieren, ist es unmöglich, irgendwelchen Fisch zu fischen, ohne gleichzeitig Kabeljau zu fangen. Das heißt: Diese Empfehlung würde mit einem Federstrich unsere gesamte Flotte ausradieren."
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