Jessica Maurer (l.) und Sabine Eichner begrüßten für das dti die Teilnehmer:innen des 16. Qualitätsforum.
Foto/Grafik: TK-Report
Gut 60 QM-Expert:innen, Produktentwickler:innen und Branchenprofis versammelte der Branchentreff in Dortmund.
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Sechs Vorträge sowie zwei Breakout-Sessions umfasste das Tagungsprogramm.
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Geschätzter Programmpunkt unter den Teilnehmer:innen: die Zeit zum Netzwerken.
Auf Einladung des dti trafen sich Mittwoch (3.12.) gut 60 QM-Manager:innen zum 16. Qualitätsforum. Das Themenspektrum reichte von Künstlicher Intelligenz im Reklamationsprozess über Textur als Optimierungshebel bis zur Etablierung einer Lebensmittelsicherheitskultur als Erfolgsformel.
Erstmals fand das jährliche Fachforum für QM-Expert:innen, Produktentwickler:innen und Branchenprofis aus der Tiefkühlbranche in Dortmund statt. Unter dem Motto "Produktentwicklung, Sensorik und Recht im Dialog mit dem Qualitätsmanagement" begrüßten die dti-Geschäftsführerin Sabine Eichner und die Vorsitzende des dti-Qualitätsausschusses Jessica Maurer (Iglo) die gut 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In Dortmund würden Tradition, Handwerk und Qualität seit jeher zusammengehören, so Sabine Eichner, die „Stadt des Bieres“ sei somit der perfekte Ort, um über genau diese Themen zu sprechen.
Mit NGTs gegen Kartoffelfäule
Auf dem Tagungsprogramm standen sechs Vorträge sowie zwei sogenannte Breakout-Sessions. Den Beginn machte Dr. Klaus Berend, Director for Food Safety, Sustainability and Innovation, der als Vertreter der EU-Kommission live aus Brüssel zugeschaltet war, um über die neuesten Entwicklungen rund um Pflanzenschutzmittel, Neue Genomische Techniken (NGTs) und neuartige Lebensmittel zu berichten. Auf großes Interesse stießen Berends Einschätzungen zu den NGTs. Mit diesem molekularbiologischen Verfahren – bekannt u. a. durch die „Gen-Schere“ Crispr-Cas – sind präzise Veränderungen des Erbguts möglich. Beispielsweise lassen sich so Kartoffeln mit einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten wie Kartoffelfäule züchten. Ein brandaktuelles Thema. Wenige Stunden nach dem Qualitätsforum einigten sich Vertreter aus dem Europaparlament und dem Rat der 27 EU-Länder darauf, die Regeln für gentechnisch veränderte Pflanzen zu lockern.
Veränderte Regularien standen auch im Zentrum des Folgevortrags. Dr. Marcus Tensfeldt von Hentschke + Sawatzki klärte über neue Anforderungen in der Schädlingsbekämpfung auf, die u. a. mit dem Ende der verdachtsunabhängigen Dauerbeköderung am 30. Juni 2026 einhergehen.
Wie LMSK bei Bofrost gelebt wird
Nach der Mittagspause widmeten sich Dr. Andrea Dreusch von der CPM Unternehmensberatung und Natália Fava, Director Quality & CSR International bei Bofrost, der Lebensmittelsicherheitskultur (LMSK). Für Andrea Dreusch ist das Konzept nicht weniger als ein Erfolgsrezept. Eine gelebte und von der Chefetage vorgelebte LMSK würde die Fehler- und Recall-Quoten nachhaltig senken. Wie Bofrost Lebensmittelsicherheitskultur in der Praxis umsetzt, beschrieb anschließend Natália Fava anhand konkreter Beispiele. Das Fazit von Andrea Dreusch und Natália Fava: LMSK sei ein kontinuierlicher, mitunter auch anstrengender Prozess – gemeinsame Werte, Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen aller Mitarbeiter über die reine Einhaltung von Vorschriften hinaus seien für die Sicherheit von Lebensmitteln aber zentral.
Sensorik und Marketing zusammendenken
Einen spannenden Blick in die Welt der Sensorik gab Robert Möslein. Unter dem Titel „Mundgefühl als Optimierungshebel: Textur gezielt als Erfolgsfaktor nutzen“ beschrieb der Geschäftsführer von Isi Sensory Futures, wie wichtig für Lebensmittelhersteller nicht nur die Textur(en) eines Produkts sind, sondern dass Sensorik und Marketing zusammengedacht werden müssten. Sogenannte Sensory Claims seien das nächste große Thema, sagte Möslein und führte als Paradebeispiel „Nichts knackt wie ein Magnum“ an. Sensorische Versprechen wie „außen knusprig, innen weich“, von Pommes-Produzenten beispielsweise prominent auf der Verpackung kommuniziert, seien wichtig, um Verbraucher in ihren Erwartungen abzuholen.
Nach dem Programmpunkt Kaffeepause & Netzwerken ging es ins digitale Finale. Christian Krupitzer, Junior-Professor an der Universität Hohenheim, sprach über „Digitale Zwillinge in der Lebensmittelproduktion“, womit, vereinfacht gesagt, die virtuelle Nachbildung eines Objekts gemeint ist, die durch Echtzeitdaten aus der physischen Welt gespeist wird. Die Chancen einer solchen KI-gestützten Qualitätssicherung beschrieb Christian Krupitzer als enorm, die Herausforderung liege in der Komplexität von Lebensmitteln sowohl als Rohware als auch im Verarbeitungsprozess.
„Wie Künstliche Intelligenz den Support verändert“ war das Thema von Jonathan Becker, Peter König-Slickers und Matthias Zinram. Die drei Mitarbeiter der Modus Consult GmbH zeigten anhand eines eigens für den Vortrag erstellten KI-Bots namens „Frosti“, wie Reklamationsprozesse automatisiert werden können.
Programm vom QM-Ausschusses kuratiert
Abgerundet wurde das Tagungsprogramm von zwei Breakout-Sessions. Lena El Sayed von der Gesellschaft für Bioanalytik sprach über die „Verbrauchererwartung an die Qualität von Lebensmitteln“ und welche neuen Anforderungen diese an das Qualitätsmanagement mit sich bringen. Christian Podeswa von Testo Saveris erläuterte, wie „Temperaturmonitoring effizient, sicher und umweltfreundlich“ funktionieren kann.
Das Qualitätsforum des Deutschen Tiefkühlinstituts versammelt in jährlicher Taktung QM-Expert:innen, Produktentwickler:innen und Branchenprofis zu einem eintägigen Branchentreffen. Kuratiert werden die Vorträge vom QM-Ausschuss des dti, dessen Mitglieder auf der Veranstaltung auch die Anmoderation der Referent:innen übernehmen.