16.12.2025
Transformation: Deutschland zwischen Aufbruch und Verunsicherung

Foto/Grafik: Hillmann
Das Transformationsbarometer wurde 2025 wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltigkeitsstrategie Niedersachsen“ an der Leuphana Universität Lüneburg (Foto: Audimax) erstellt.
Die deutsche Bevölkerung blickt mit einer Mischung aus Aufbruchsstimmung und Verunsicherung auf gesellschaftliche Veränderungen. Das zeigt das Transformationsbarometer 2025, das das Institut für Nachhaltigkeitssteuerung der Leuphana Universität Lüneburg veröffentlicht hat. Grundlage ist eine bundesweite repräsentative Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut Infas, gefördert durch das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.
Laut der Studie bleibt der Begriff „Transformation“ für viele Menschen schwer greifbar. 58,6 Prozent können wenig damit anfangen, 22,8 Prozent empfinden ihn als beunruhigend. Gleichzeitig nennen die Befragten klare Prioritäten: Besonders wichtig sind ihnen Bildung (78,6 %), Gesundheitsversorgung (77,4 %) und öffentliche Sicherheit (62,6 %). Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz spielen dagegen für viele eine wesentlich geringere Rolle (16,8 %).
Wenig Vertrauen in Marktkräfte
Beim Klimaschutz zeigt die Studie eine breite Zustimmung. Mehr als 74 Prozent sehen große ökologische Risiken, Maßnahmen zur Klimaanpassung finden Zustimmungswerte von mehr als 77 Prozent. Auch ein Tempolimit auf Autobahnen stößt laut Umfrage mit 68,8 Prozent auf deutliche Unterstützung. Uneinigkeit gibt es jedoch beim Tempo der Veränderungen: Während 51,9 Prozent schnelleres Handeln beim Klimaschutz fordern, plädieren 44,6 Prozent für ein vorsichtigeres Vorgehen.
Kontrovers bewertet wird auch die Frage nach staatlichen Eingriffen in den privaten Alltag. Knapp die Hälfte der Befragten spricht sich dafür aus, insgesamt 52,3 Prozent lehnen mehr Regulierung jedoch ab. Das Vertrauen in Wirtschaft und Politik ist angeschlagen: 69,2 Prozent misstrauen den Marktkräften, 17 Prozent zweifeln der Studie zufolge an der Demokratie.
Politik muss Orientierung geben
Die Forschenden unterscheiden drei emotionale Reaktionsgruppen – Verunsicherte, Distanzierte und Involvierte. Trotz der Unterschiede sehen viele Befragte Politik und Wirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit in der Pflicht. 74,4 Prozent erwarten mehr Engagement von der Bundesregierung, 77,2 Prozent von Unternehmen. Nach Ansicht von Projektleiter Professor Harald Heinrichs ist die Mehrheit der Bevölkerung bereit für Veränderungen, „aber nur, wenn sie sozial gerecht gestaltet werden und die Politik Orientierung gibt“.
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